Natürlich besser arbeiten: biophiles Bürodesign
„Das Büro der Zukunft wird biophil.“ So hat es unser Leiter Planung einmal in einem Interview prophezeit. In der New-Work-Welt ist die Vision naturnah gestalteter Räume inzwischen Realität. Bjørn Polzin über die „Liebe zum Lebendigen“ und ihren Mehrwert für Mitarbeitende und Unternehmen.

Die Digitalisierung verändert alle Bereiche unseres Alltags: wie wir uns informieren, miteinander kommunizieren, einkaufen – und vor allem, wie wir arbeiten. Inzwischen ist sogar schon die Rede vom „Homo digitalis“. Und trotzdem bleibt die Sehnsucht nach der Natur ungebrochen. Warum ist das so? In den 1980er Jahren prägte der Soziobiologe Edward O. Wilson den Begriff der Biophilie – abgleitet aus dem griechischen „bios“ (= Leben) und „philía“ (= Liebe). Er definierte sie als „innately emotional affiliation of human beings to other living organisms.“* Biophiles Design macht diesen tief verankerten Wunsch nach einer Verbindung mit der Natur zur Leitidee. Es verwischt die Grenzen zwischen innen und außen, zwischen gebaut und gewachsen. Ziel ist es, Flächen so zu gestalten, dass sie Gesundheit und Wohlbefinden messbar fördern.
Kein romantischer Eskapismus, sondern knallharte Wissenschaft
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die positiven Effekte des biophilen Designs. So zeigt der Human Spaces Report: In naturnahen Arbeitsumgebungen steigt die Produktivität um bis zu 6 Prozent, die Kreativität und das Wohlbefinden um bis zu 15 Prozent.** Weitere Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass natürliche Elemente wie Pflanzen und Tageslicht Stress abbauen, Fehlzeiten reduzieren sowie die kognitive Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit verbessern können.***

Strategische Planung: So entfaltet die Natur ihre volle Kraft
Um die Natur ins Büro zu bringen, braucht es mehr als ein paar dekorative Einzelmaßnahmen. Konkret: eine strategische Planung, die unterschiedliche Gestaltungsprinzipien intelligent kombiniert. Die Integration echter Pflanzen ist essenziell. Sie regulieren die Luftfeuchtigkeit, senken die Feinstaubbelastung, absorbieren CO2 und verbessern die Akustik. Außerdem eignen sich begrünte Trennwände ideal, um offene Arbeitsflächen zu zonieren. Hinzu kommt der gezielte Einsatz von Licht und Luft. Moderne Fassaden sorgen für viel Tageslicht und ermöglichen eine natürliche Belüftung, ohne die Räume zusätzlich aufzuheizen.
Doch biophiles Design erschöpft sich nicht in der Präsenz der echten Natur. Auch die Verwendung natürlicher Materialien zeigt Wirkung. Holz, Stein, Lehm und Wolle in Bodenbelägen, Wandverkleidungen oder Möbeln erzeugen haptische Reize. Sanfte, erdige Farben schaffen eine harmonische Atmosphäre. Organische Formen und Muster, inspiriert etwa von Bienenwaben, Blättern oder Wellen, wirken beruhigend und entspannend. Diese sogenannten Naturanalogien wecken Assoziationen an Landschaften, Pflanzen oder Tiere – und Vertrautes fühlt sich einfach gut und sicher an. Ebenso wichtig ist die Erfahrung des Raumes. Ausblicke ins Grüne sowie Rückzugs- und Begegnungsorte wie Corporate Gardens, Terrassen oder Balkone unterstützen die Erholung und den Teamgeist.
Back to the biophilic office!
Im Jahr 2024 standen in den sieben deutschen A-Städten sechs Millionen Quadratmeter Bürofläche leer.**** Einer der Hauptgründe: der Homeoffice-Trend. Der Flächenumsatz stagniert auf Vor-Pandemie-Niveau, viele Unternehmen verkleinern ihre Büros oder vermieten sie unter. In diesem Kontext gewinnt biophiles Design strategische Relevanz. Es zahlt sowohl auf das Thema Nachhaltigkeit – ein zentrales Anmietungskriterium – als auch auf das Employer Branding ein. Unternehmen, die in naturnahe Arbeitsumgebungen investieren, senden ein klares Signal: Sie priorisieren Gesundheit und Wohlbefinden und bieten ihren Mitarbeitenden einen Ort, an den sie gern zurückkehren.
* Wilson, Edward O.: Biophilia The Human Bond with Other Species. Harvard University Press. 1984
** Bill Browning and Professor Sir Cary Cooper, CBE: Human Spaces – The Global Impact of Biophilic Design in the Workplace. 2015
*** Yin, J. et al.: Restorative effects of biophilic workplace and nature exposure in real and virtual environments. Int. Journal of Environmental Research and Public Health. 2022; Aristizabal, S. et al.: Biophilic office design: Exploring the impact of a multisensory approach on human well-being. Journal of Environmental Psychology. 2021

„Das Büro der Zukunft muss attraktiv und gesund für die Mitarbeitenden gestaltet sein. Die Neuroästhetik zeigt eindeutig, dass ästhetische Reize eine positive und stressreduzierende Wirkung haben. Biophiles Design stärkt dabei die tief verwurzelte, evolutionäre Verbindung des Menschen zur Natur.“
Bjørn Polzin,
Leiter Planung bei apoprojekt