Die sechs größten Irrtümer bei der ESG-Transformation
Die Baubranche ist im Wandel: Durch zunehmend weniger Neubauten, gewinnt das Bauen im Bestand weiter an Bedeutung. Besonders bei Umbauten oder Revitalisierungen von Bestandsgebäuden spielen dabei ESG-Auflagen eine wichtige Rolle. Doch im Bereich der nachhaltigen Bestandtransformationen halten sich einige Irrtümer hartnäckig. Daniel Gerdelmann, unser Leiter ESG & Sustainability, klärt über die aktuell sechs größten Irrtümer der ESG-Transformation auf.
1. Ein Goldstandard bei Zertifizierungen ist das Nonplusultra.
Daniel Gerdelmann sagt: „Silber ist das bessere Gold – denn je höher ein Zertifizierungsgrad ist, desto höher wird der Anteil von Technik, Materialität und Aufwand. Und damit steigen nicht nur der Ressourcenverbrauch – also die sogenannten „grauen Emissionen“ – sondern auch die Baukosten. Der Energieverbrauch im laufenden Betrieb wird also nicht signifikant gesenkt.“ Er erklärt: „Vielmehr sollte die Leitfrage bei jeder ESG-Transformation sein: Was ist das richtige Verhältnis von grauen Emissionen, Energieeinsparungen und Wirtschaftlichkeit? Und welchen Standard verlangt der Markt oder der Mieter?“
2. Eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach ist entscheidend.
Auch dieser Aussage stimmt unser ESG- und Sustainability-Leiter nicht zu: „Eine PV-Anlage auf dem Dach eines Bürogebäudes zu installieren, wird sich in Sachen CO2-Ausstoß nur sehr schwer amortisieren. Das steht in Abhängigkeit der Fläche. Tatsächlich ist der grüne bzw. nachhaltige Strom aus der Steckdose also entscheidender als die PV-Anlage auf dem Dach. Bei neueren, effizienteren PV-Anlagen muss wiederum beachtet werden, ob die hohen Kosten den Einsatz rechtfertigen – sprich, ob der Einsatz wirtschaftlich ist.“
3. Viel hilft Viel.
Daniel Gerdelmann ist sich sicher: „Nein, viel hilft nicht immer gleich viel. Bei der ESG-Transformation muss nicht immer gleich alles Machbare optimiert werden. Vielmehr ist es entscheidend, die passende Maßnahme einzubauen, die zur jeweiligen Strategie und zum Gebäude passt. Im besten Fall werden dabei immer alle drei Säulen der Nachhaltigkeit betrachtet: Ökonomie, Ökologie und Soziales.“
4. ESG-Maßnahmen sind kostspielig.
„Tatsächlich stellt die Umsetzung von ESG-Maßnahmen an sich einen vergleichsweise geringen Kostenfaktor dar“, stellt Daniel Gerdelmann richtig. Er ergänzt: „Die Umfeldmaßnahmen, die nötig sind, um die Maßnahmen umzusetzen, machen einen bedeutend größeren Teil aus – und treiben die Kosten letztlich in die Höhe. Dazu gehören unter anderem Brandschutzmaßnahmen, Trockenbau und Malerarbeiten.“
5. Kostensicherheit ist der wichtigste Punkt bei ESG-Maßnahmen.
Für Daniel Gerdelmann gibt es einen Punkt, der bei ESG-Maßnahmen mindestens eine ebenso große Rolle spielt, wie die Kostensicherheit: Die Rechtssicherheit. „Eine rechtliche Sicherheit ist auch hinsichtlich bestehender Regelungen, die Kunden erfüllen müssen – wie der CSRD-Berichterstattungspflicht oder der EU-Taxonomie – zunehmend von Bedeutung. Hinzu kommt, dass bei CRREM-Konformität die Endenergie des Gebäudes betrachtet werden muss und die Fläche im Format IPMS2 (International Property Measurement Standard 2). Hier sehen wir tatsächlich immer noch unglaublich viele Fehler.“
6. Kreislaufwirtschaft ist bereits ein relevanter Faktor.
„Eine Kreislaufwirtschaft ist momentan leider noch mehr Wunsch als Realität und oftmals (noch) nicht viel mehr als Greenwashing“, erklärt Daniel Gerdelmann. „Es besteht de facto noch kaum Recyclingfähigkeit von Produkten. Die erneute Nutzung von zuvor verwendeten Materialien beschränkt sich durch Garantie und Gewährleistungsansprüche bis jetzt noch fast ausschließlich auf den privaten Markt. Damit ein Vergleich aller Materialien zukünftig möglich ist, müssen die Hersteller alle ökologischen Angaben (EPD) ihrer Produkte zur Verfügung stellen.“
ESG-Lösungen von apoprojekt: Ganzheitliche Beratung – Umsetzung garantiert
Mit spezialisierten Kompetenzteams ist apoprojekt der richtige Partner für jede ESG-Transformation. Unsere Ziele sind: CO2-Neutralität, geringere Energiekosten, Werterhaltung und bessere Vermiet- und Vermarktungsfähigkeit der Immobilie. Wir beraten ganzheitlich und garantieren eine entsprechende Umsetzung – ehrlich, leidenschaftlich und partnerschaftlich mit unserem Design & Build-Ansatz.
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„Manche Irrtümer halten sich im Bereich der ESG-Transformation von Bestandsgebäuden hartnäckig. Häufig, weil man das große Ganze aus den Augen verliert. Für uns steht bei jeder ESG-Beratung eine Frage – und damit individuell der jeweilige Kunde und das jeweilige Projekt – im Mittelpunkt: Wie lassen sich Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verbinden? Das ist es, was unsere Kunden wirklich umtreibt und einer erfolgreichen Umsetzung von ESG-Maßnahmen häufig noch im Weg steht.“
Daniel Gerdelmann,
Leiter ESG & Sustainability von apoprojekt