Bestandssanierung ist günstiger als neu zu bauen – wenn man es richtig macht

 

Gehören Sie auch zu den Menschen, die vor wichtigen Entscheidungen eine Pro- und Contra-Liste erstellen? Bei der Frage „Neubau oder Bestand“ geht der Punkt für die Nachhaltigkeit zweifellos an den Bestand. Aber wie sieht es mit den Kosten aus? Ist die Bestandsentwicklung wirklich so teuer, wie uns einige Branchenexperten glauben machen wollen? Daniel Gerdelmann, Leiter ESG & Sustainability von apoprojekt, weiß, wie die Transformation auch wirtschaftlich gelingt.

 

 

„If you don’t know where you are, a map won’t help”

 

Immer wieder ist zu lesen, dass die Kosten für die Bestandsentwicklung höher seien als für den Neubau. Doch wie bei allen komplexen Themen gibt es auch hier kein einfaches Schwarz oder Weiß. Vielmehr wird der Bestand nur dann teuer, wenn man ihn nicht versteht. Was kann ein Gebäude? Was kann es nicht? Welche Überraschungen birgt es?

 

Natürlich hat jedes Bauprojekt, egal ob Neubau oder Bestandstransformation, seine Herausforderungen. Dennoch gilt das Bauen im Bestand zu Recht als Königsklasse – nicht zuletzt, da das Herstellen von Planungs- und Kostensicherheit deutlich anspruchsvoller ist. Um den Bestand zu begreifen, braucht es eine detaillierte Analyse. Dazu gehören neben der Sichtung und Prüfung der Objektunterlagen eine baulich-technische Bestandsaufnahme inklusive Recherche der Bau- und Nutzungshistorie sowie Bauteilöffnungen. Nur durch diese sorgfältige Anamnese und Diagnostik können wir vermeintlich unvorhersehbare Risiken identifizieren und bewerten. Und nur auf Basis der Analyseergebnisse – wenn wir wissen, was das Gebäude überhaupt zulässt – können wir eine fundierte Entscheidung darüber treffen, ob sich eine Ertüchtigung lohnt oder nicht.

 

Alle früher an einen Tisch

 

Ein weiterer Erfolgsfaktor für wirtschaftliche Revitalisierungen ist die interdisziplinäre Kooperation. Je früher sie beginnt, desto besser. Doch die Realität sieht meist anders aus. Die HOAI-Leistungsphasen gestalten sich als sequentielle Abfolge von Stufen, in denen jeweils unterschiedliche Akteure – Architekten, Fachplaner und eine Vielzahl von Gewerken – zusammenarbeiten. Aus langjähriger Erfahrung wissen wir allerdings, dass es bei der Bestandstransformation darauf ankommt, von Anfang an die richtigen Kompetenzen zu bündeln. Durch die Zusammenführung von Planen und Bauen in einem integrativen Prozess sorgen wir für Transparenz und ein partnerschaftliches Miteinander. Mehr noch: Indem wir Projektverantwortung über die gesamte Wertschöpfungskette übernehmen, können wir aus Schnittstellen Nahtstellen machen, die Effizienz steigern sowie Termin- und Kostensicherheit bieten. Diesen Ansatz nennen wir Design & Build.

 

Bloß nicht verbiegen!

 

Ein weißes Blatt Papier. Anders als ein Bestandsgebäude verheißt ein Neubau maximale Gestaltungsfreiheit. Raumaufteilung, Deckenhöhe, Art und Anordnung der Fenster, Materialien – alles wird passgenau auf die individuellen Wünsche des Bauherrn zugeschnitten. Ein Bestandsgebäude bringt hingegen seine eingeschriebene Geschichte mit. Eine Deckenhöhe von 2,50 m lässt sich zum Beispiel nicht mal eben auf 3 m anheben. Trotzdem sehen wir allzu oft, dass Gebäuden solche und andere Eingriffe aufgezwungen werden. Das muss man sich leisten können und wollen. Denn sonst wird´s natürlich teuer.

 

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Für uns bei apoprojekt bedeutet Bauen im Bestand nicht, Einschränkungen zu akzeptieren. Es gilt, sich auf das Gebäude einzulassen und die Gestaltungsmöglichkeiten – die es so gut wie immer gibt – auszuloten. In der kreativen Auseinandersetzung mit der vorhandenen Bausubstanz finden wir heraus, welche Nutzungsart die richtige ist. Dadurch verbessern wir die Bilanz hinsichtlich Energieverbrauch, Ressourceneinsatz sowie globaler ökologischer Wirkungen und reduzieren gleichzeitig die gebäudebezogenen Kosten im Lebenszyklus.

„Immer wieder ist zu lesen, dass die Kosten für die Bestandsentwicklung höher seien als für den Neubau. Doch wie bei allen komplexen Themen gibt es auch hier kein einfaches Schwarz oder Weiß. Vielmehr wird der Bestand nur dann teuer, wenn man ihn nicht versteht.“

 

Daniel Gerdelmann,

Leiter ESG & Sustainability von apoprojekt

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